Das Geschäft mit gebrauchten Dingen

© Caritas OÖ

Gebrauchte Kleidung und Dinge liegen im Trend. Zum einen, weil immer mehr KundInnen nachhaltig konsumieren wollen. Zum anderen, weil viele Menschen ob der Teuerungswellen der vergangenen Monate Alternativen zu neuen Produkten suchen (müssen).

Alte Klamotten neu auftragen? Was früher ein No-Go für modebewusste KundInnen war, hat sich inzwischen zum ernstzunehmenden Wirtschaftsfaktor entwickelt. Second Hand zieht. Eine Studie der Unternehmensberatung KPMG zeigt: Ein Drittel der KonsumentInnen kauft bereits gebrauchte Kleidung, ein weiteres Drittel denkt darüber nach. Die Folge: Allerorts werden neue Second Hand-Läden eröffnet, dem Trend und damit ihrer Zeit voraus waren freilich die CARLA-Läden der Caritas und die Shops der Volkshilfe.

„Aktuell merken wir eine größere Nachfrage in den CARLA-Läden. Einerseits sind die Menschen von den Teuerungen betroffen, müssen verstärkt auf ihre Ausgaben achten und können bei uns ihren Bedarf zu sehr günstigen Preisen decken oder sich auch mal was Schönes leisten. Andererseits ist das Bewusstsein für Nachhaltigkeit gestiegen und damit auch die Nachfrage nach guten Second-Hand-Produkten“, erklärt Katharina Forstinger. 

© VH OÖ

Ein Plus an Sachspenden

Forstinger ist Leiterin der fünf CARLA-Läden der Caritas OÖ in Linz, Mauthausen, Mondsee und Braunau mit insgesamt rund 35 Beschäftigten und spricht im Interview mit „WIR IM BILD“ auch die Umbrüche der vergangenen Jahre an. „Von den Corona-bedingten Schließungen waren auch wir stark betroffen. Eine Auswirkung, die der reguläre Handel nicht kennt, war jedoch, dass wir plötzlich mehr ‚Ware’ bekommen haben. Die Menschen haben in den Lockdowns ihre Schränke durchsortiert und uns mit Sachspenden bedacht“, sagt Katharina Forstinger. 

Diesen Umstand bestätigen kann auch Fred Edlinger als Bereichsleiter Shops der Volkshilfe Oberösterreich, die nach dem Landesabfallwirtschaftsverband übrigens zweitgrößte Sammlerin und Verkäuferin von Alt-Textilien und Altwaren in Oberösterreich ist. Und Edlinger bestätigt, dass der Einkauf in Second-Hand-Shops „in den vergangenen Jahren nochmal interessanter geworden ist, vor allem aus dem Nachhaltigkeitsaspekt heraus“. KundInnen würden sich vermehrt Gedanken darüber machen, wie man nachhaltig konsumieren könne, und da sei Second Hand eine „tolle Möglichkeit“.

Linderung von Armut

Aber es geht der Caritas und der Volkshilfe mit ihren Läden und Shops nicht zuletzt auch um die Linderung von Armut. Dafür werden die besten Stücke der Warenspenden in den fünf CARLA-Läden und den in ganz Oberösterreich 21 Volkshilfe-Shops und das online-Portal WIDADO zu äußerst günstigen Preisen angeboten. Und ganz wichtig: In den CARLA-Läden und Volkshilfe-Shops gibt es – im Gegensatz zu den Sozialmärkten (SOMA) – weder Kriterien noch Grenzbeträge beim Einkommen, um hier einkaufen zu dürfen. „Die Meinung hält sich leider noch immer, dass man irgendwelche Kriterien erfüllen muss, um bei uns einzukaufen. Wir sind jedoch ausdrücklich für alle da – wie jedes normale Geschäft“, so Fred Edlinger.

© VH OÖ

„Re-Use ist ein unverzichtbares Modell für eine funktionierende Kreislaufwirtschaft. Reparieren, wieder- und weiterverwenden schützt unsere Ressourcen, hilft, Abfälle zu vermeiden, und trägt wesentlich zum Klimaschutz bei.“

Fred Edlinger, Bereichsleiter Shops der Volkshilfe Oberösterreich

Expertin im Bereich Re-Use

Die Sozialwirtschaft mit Organisationen wie der Caritas und der Volkshilfe hat sich in Österreich in den vergangenen Jahrzehnten zur Expertin im Bereich Re-Use entwickelt. Die Bereiche Kleidersammlung, Sachspendenannahme, Wiederaufbereitung und Verkauf in eigenen Re-Use-Shops sind für viele sozialwirtschaftliche Betriebe ein zentraler Geschäftszweig geworden. Und weil im Beitrag der Name WIDADO gefallen ist: Auch die Caritas und die Volkshilfe sind an diesem online-Portal beteiligt. Die an WIDADO beteiligten sozialwirtschaftlichen Betriebe schaffen zeitlich befristete Transitarbeitsplätze für benachteiligte Randgruppen des Arbeitsmarktes, wie etwa Langzeitarbeitslose, während karitative Organisationen mit ehrenamtlichen HelferInnen arbeiten und aus den Erlösen Projekte zur Armutsbekämpfung finanzieren. 

Manche Organisationen sind Mischformen aus beiden Ansätzen. Durch den Zugang zu einer sinnvollen Tätigkeit und professionelle Unterstützung helfen sie ihnen dabei, wieder am ersten Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. 

Die bei WIDADO erzielten Erlöse fließen in die sozialen Geschäftsfelder und sozialen Projekte der beteiligten Organisationen. Die Organisationen, denen die Re-Use-Betriebe zugeordnet sind, sind gemeinnützig. Das bedeutet, dass alle erzielten Erlöse –nach Abzug der eigenen Ausgaben – in gemeinnützige Aktivitäten und Projekte re-investiert werden müssen.

Die mobile Version verlassen