FAIRreisen – Wir sind dann mal weg

Text: Denise Derflinger

© Philipp Kammerer/Unsplash

Nachhaltiger Tourismus – diese beiden Wörter werden UrlauberInnen in den nächsten Jahren ganz bestimmt noch öfter zu hören bekommen. Klingt doch auch schön: Reisen können, ganz ohne den berühmt-berüchtigten ökologischen Fußabdruck zu hinterlassen. Mit der Natur eins werden, und trotzdem Luxus mit allen Stückerln genießen können. Keine Abstriche machen, aber das Land der Berge, Seen und der Gastfreundschaft für viele weitere Generationen erhalten. Wir haben die besten Tipps für den grünen Urlaub!

Nachhaltig Reisen ist erst mal leichter gesagt als getan. Doch inzwischen springen – wortwörtlich! – immer mehr Reiseportale auf den Zug auf und bieten vom Öko-Resort bis zur Fahrradreise alles an, was Urlaubshungrige wollen und brauchen. Und überhaupt startet selbst die schönste „faire“ Reise zuerst einmal mit der Frage, was das eigentlich heißt. Wie so oft im Bereich Nachhaltigkeit ist auch der Begriff „nachhaltig reisen“ nicht strikt definiert. In der Umweltdatenbank wird der Begriff nachhaltiger Tourismus folgendermaßen definiert:

„Als nachhaltig wird Tourismus dann angesehen, wenn er einen Umgang mit allen Ressourcen in einer Art und Weise ermöglicht, dass ökonomische, soziale und ästhetische Bedürfnisse erfüllt werden können und gleichzeitig die kulturelle Integrität, essentielle ökologische Vorgänge und die Biodiversität erhalten bleiben.“ Puh, klingt ganz schön kompliziert. Der globale Tourismus trägt übrigens mit rund acht Prozent aller Emissionen einen großen Teil zur globalen Erwärmung bei. Dabei entfallen etwa fünf Prozent auf die Flüge und drei Prozent auf den Aufenthalt am Urlaubsort. Aber: Wer auf ein paar Dinge achtet, kann ganz wunderbar zumindest nachhaltiger Reisen – und sich und der Umwelt gleich doppelt Gutes tun! 

Nahe Reiseziele entdecken

Je weiter das Ziel entfernt ist, desto schwerer fällt es, auf den Flieger und somit auf jede Menge Treibhausgas-Verunreinigung zu verzichten. Deswegen lohnt es sich, doch einfach mal „ums Eck“ zu blicken. Österreich und unsere Nachbarstaaten haben so viel zu bieten, dass wir ganze Monate dort auf Reisen gehen könnten und noch immer nicht alles sehen würden! Gerade was Kurzreisen oder verlängerte Wochenenden angeht, sollte man in Relation sehen: Für ein Wochenende London zu besichtigen, ist aus umwelttechnischer Sicht genauso unsinnig, wie für eine Woche auf die Malediven zu fliegen. 

Unterkünfte mit klarem Statement buchen 

Wer wirklich nachhaltig reisen möchte, sollte sich genauer mit dem möglichen Hotel vertraut machen, bevor er bucht. Zeigen die Verantwortlichen auf der Webseite oder im Social-Media-Account eine klare Haltung zu nachhaltigem Tourismus? Geben sie ein ökologisches Statement ab? Oder schmücken sie sich vielleicht sogar mit einem der bekannten und anerkannten Siegel wie TourCert, GreenSign, EU Ecolabel, Viabono und die Blaue Flagge? Mittlerweile gibt es eine große Auswahl an Reiseanbietern (bookitgreen.com, fairweg.de, goodtravel.de und wirsindanderswo.de), die alle darauf aus sind, ihre Kund-
Innen mit gutem Gewissen in den Urlaub zu schicken, und auch stationäre Reiseanbieter haben immer mehr „grüne“ Angebote parat. 

Bitte alle einsteigen: (Nacht-)Züge

Es ist nicht zu übersehen: Nachtzüge sind plötzlich wieder geschäftsfähig. Sie fahren von Wien nach Paris und Rom, von Innsbruck nach Amsterdam, von München nach Bukarest, von Graz nach Berlin: die Möglichkeiten werden immer vielfältiger und ganz nebenbei fallen lästige Wartezeiten weg, die man sonst beim Check-in oder -out am Flughafen hat. Die ÖBB erweitern ihre Kapazitäten und haben bereits 33 neue Nachtzuggarnituren bei Siemens beordert, ab Mitte 2023 sollen sie auf Schiene kommen. Höchste Eisenbahn, denn binnen drei Jahren soll sich die Zahl der Nachtzug-Passagiere von derzeit bundesweit 1,3 Millionen auf jährlich 2,6 Millionen verdoppeln!

Das Reiseziel respektieren

Fair sein zur Umwelt am Urlaubziel, aber auch fair sein zu den Menschen, die hier leben, wohnen und arbeiten – auch das ist nachhaltiges Reisen! An vielen Destinationen ist der Tourismus die Haupteinnahmequelle fürs ganze Land. Wer also bei regionalen Betrieben einkauft, sich mit der Natur und Kultur auseinandersetzt und dabei gerne noch den ein oder anderen Euro in den Museen des Landes liegen lässt und lieber privat geführte Unterkünfte statt die über die ganze Welt verstreuten Hotel-Ketten zum Übernachten wählt, hat erkannt: so funktioniert nachhaltiger Tourismus!

Europas umweltfreundlichste Städte

Nachhaltig reisen
für Einsteiger
Christoph Schulz; Mvg Verlag,
ISBN 978-3-7474-0199-6
Auf Schiene Othmar Pruckner; Falter Verlag, ISBN 978-3-85439-7076
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