Schluss mit Generationen-Bashing

Text: Inge Himmelfreundpointner

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Generationenkonflikte sind so alt wie die Menschheit selbst. Schon Aristoteles sah vor 2500 Jahren wegen der damaligen Jugend, die er für unerträglich und verantwortungslos hielt, keine Hoffnung mehr für die Zukunft seines Landes. Was ist heute anders?

Heute geht es um Klima, Krieg und Kaufkraftverlust. Generationengerechtigkeit, Pensionssystem und Zukunftsperspektiven stehen auf wackeligen Füßen. Es geht ums Erben oder Nicht-Erben! Ohne Erbschaft sind selbst hochgebildete junge Menschen heute kaum mehr in der Lage, ein Eigenheim zu finanzieren, was der Babyboomer-Generation durchaus noch gelungen ist. Diese Generation, für die Disziplin, Familie, Arbeit und Wirtschaftswachstum die höchsten Werte waren, hat wenig Verständnis für jene, die nur mehr 30 Stunden pro Woche arbeiten und die übrige Zeit das Leben genießen wollen. WIR IM BILD wirft einen Blick auf die unterschiedlichen Sichtweisen der Generationen, um bestenfalls gegenseitige Schuldzuweisungen zu entkräften. 

Unterschiedliche Welten

Die Zeiten, in denen man aufwächst, prägen die Sichtweisen, Lebensentwürfe, Werte und Bedürfnisse einer Generation. Die Babyboomer (1946 bis 1964 geboren), auch Wohlstandsgeneration genannt, sind geprägt von harter Arbeit und Verzicht. Sie hatten kein Internet, keine Smartphones, lineare Karrierewege und eine loyale Bindung gegenüber dem Arbeitgeber. Weil sie so viele waren, konnten sie sich nur durch Leistung und Zuverlässigkeit gegen die starke Konkurrenz durchsetzen. Heute sind sie in Pension oder auf dem Weg dorthin und genießen ihren erarbeiteten Wohlstand. Auf dem Arbeitsmarkt hinterlassen sie eine riesige Lücke. Ihr Motto: „Nur Leistung zählt!“

Die Generation Y (Millenials, 1981 bis 1996 geboren), wächst als erste Generation mit Internet und Mobilgeräten auf. Der „Stern“ bezeichnet sie als die reichste Generation aller Zeiten, die „taz“ hingegen konstatiert, dass sie die erste Generation ist, der es schlechter geht als ihren Eltern und ein sozialer Aufstieg kaum möglich ist. Je nach sozialer Stellung stimmt wohl beides. Die Generation Z (1996 bis 2010 geboren) wächst mit sozialen Medien, Klimawandel und politischen Unruhen auf. Unsicherheiten rund um Umweltschutz und Künstliche Intelligenz sind prägende Faktoren. Viele können auf ein Erbe der geburtenstarken Babyboomer zurückgreifen und müssen nicht Vollzeit arbeiten. Alle anderen werden sich trotz bester Ausbildung und mehrerer Jobs kein Vermögen aufbauen können.  

Beruflich wünschen sich die hochqualifizierten Nachwuchskräfte eine Anstellung statt unbezahlter oder schlecht bezahlter Praktika, klare Rahmenbedingungen, flexible Arbeitszeiten und Karriere in Teilzeit. Um ihre berufliche Zukunft machen sie sich dennoch keine Sorgen. Ihr Motto: „Erst leben, dann arbeiten!“

Wohnen und Leben gestern und heute

Früher war weder alles besser, noch leichter. Man konnte zwar mit Fleiß trotz hoher Zinsen (14 Prozent für Wohnbaukredite standen 10 Prozent Sparzinsen bei vierjähriger Laufzeit gegenüber!) Wohnungseigentum schaffen, aber man hat auch zusammengeholfen. Freunde, Kollegen und Verwandte haben gemeinsam an einem Haus gebaut, dann am nächsten. Diese Art des Zusammenhelfens ist heute nicht mehr üblich.

Lösungsansätze

Vorweg: Keiner kann etwas dafür, dass „die Alten“ so viele sind und „die Jungen“ so wenige. Wir haben Personen mit unterschiedlichem Hintergrund nach ihren Lösungsideen gefragt. 

Die 26-jährige Medizinstudentin Luise H. sieht einerseits die Medien in der Pflicht, die durch einseitige negative Darstellung Stereotype und Vorurteile gegenüber verschiedenen Generationen schaffen. Andererseits fühlt sie sich politisch nicht gehört und vertreten. Wirtschaftswachstum und Gewinnmaximierung um jeden Preis vor das Gemeinwohl zu stellen, kann ihrer Meinung nach nur in eine Sackgasse führen. Vom Pensionssystem, das sie mit einer hohen Steuerlast mitfinanziert, wird sie aufgrund der demografischen Entwicklung kaum mehr profitieren. Bezüglich Eigenheimerwerb schlägt sie vor, dass die Finanzmarktaufsicht noch einmal die Kreditimmobilienmaßnahmen-Verordnung überdenkt, wonach die Kreditrate 40 Prozent des Einkommens nicht übersteigen darf. 

Der pensionierte Rechtsanwalt Karl G. fordert die Politik auf, Rahmenbedingungen zu schaffen, die es jedem Erwerbstätigen ermöglichen, Vermögen aufzubauen. Er empfiehlt niedrigere Sozialabgaben, eine gezielte Reduktion von Sozialleistungen und weniger Umverteilung. In der exzessiven Sozialgesetzgebung sieht er ein Hindernis zur selbstverantwortlichen Entwicklung junger Menschen und ist überzeugt, dass sie sich nicht mehr anstrengen werden, wenn sie ohne Leistung alles kriegen.  

Holger K., Vermögensverwalter einer großen Bank, sieht eine Teillösung im Wissenserwerb rund um Vermögensaufbau und Veranlagung sowie in steuerlichen Anreizen für eine langfristige Kapitalveranlagung im Sinne eines Vorsorgedepots.  

Der selbständige Vermögensberater Robert Angerbauer rät zu einer Finanzbildung bereits in den Schulen, vor allem im Hinblick auf eine rechtzeitige Pensionsvorsorge. 

Egal, wo man ansetzen möchte, der Ball liegt bei der Politik. 

In der nächsten Ausgabe beleuchten wir in einem neuen Generationen-Bashing-Artikel das Thema Klima!

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