Verhütung

von Inge Himmelfreundpointner

© reproductive health supplies coalition/Unsplash

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Frauensache, Männersache, Gemeinsame Sache?

Es braucht zwei, um ein Kind zu zeugen, um zu verhüten allerdings nur einen. Spätestens seit dem Siegeszug der Pille in den 1960er-Jahren liegt die Kontrolle überwiegend bei der Frau. Männer fühlen sich oft ohnmächtig und würden die Kontrolle über ihre eigene Fruchtbarkeit liebend gerne übernehmen.

Lust ohne Frust, so sollte unbeschwerter Sex sein! Weder Spontanität noch der Spaßfaktor sollen zu kurz kommen. Verhütung – gegen eine ungewollte Schwangerschaft oder Geschlechtskrankheiten – scheint immer noch Frauensache zu sein, dabei betreffen die Folgen immer beide Personen, die miteinander Sex haben.

Dauerbrenner Pille und Kondom

Vor 60 Jahren ein Segen vor allem für Frauen, die nicht mehr jedes Jahr schwanger werden wollten, ist die Pille heute ob ihrer Nebenwirkungen umstritten. Aufgrund der einfachen Anwendung und wohl auch aus Unkenntnis von Alternativen führen Pille und Kondom immer noch die Ranglisten der Verhütungsmethoden an. Häufige Nebenwirkungen der Pille sind Gewichtszunahme, Zwischenblutungen, Stimmungsschwankungen, erhöhtes Thromboserisiko und ein erhöhtes Risiko hinsichtlich bestimmter Krebsarten sowie Herz- und Kreislauferkrankungen, ganz zu schweigen von Schwierigkeiten, gewollt schwanger zu werden. Das Kondom verhindert zwar auch Geschlechtskrankheiten, aber nur, wenn es richtig sitzt und nicht platzt.

Alternativen

Die Frau kann außerdem zwischen Kupferbändchen, Kupferspirale, Hormonspirale, Hormonimplantat, Depotspritze, Verhütungsring, Verhütungspflaster, Diaphragma, Temperatur-, Kalendermethode oder Sterilisation wählen. Damit hat sie wesentlich mehr Optionen als der Mann, der derzeit nur zwischen Kondom und Vasektomie entscheiden kann. Da die meisten Verhütungsmethoden hormonbasiert funktionieren, weichen immer mehr Frauen auf Methoden aus, die den Körper und die Umwelt weniger belasten wie etwa die Kupferspirale, das Kupferbändchen oder das Diaphragma. Während die kupferbasierten Methoden vom Arzt eingesetzt werden und für drei bis fünf Jahre vor einer Schwangerschaft schützen, muss das Diaphragma, das zwei Jahre hält, vor jedem Geschlechtsverkehr – mit Gel versehen – mittels Applikator eingesetzt werden und muss „danach“ noch mindestens acht Stunden in der Scheide bleiben. Das kann natürlich unter Umständen zum Stimmungskiller werden.

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Die Pille für den Mann

Bis ein wirksames und reversibles Verhütungsmittel für den Mann auf den Markt kommt, wird es noch dauern, obwohl schon mehr als 50 Jahre daran geforscht wird. „Biologisch ist es eine enorme Herausforderung, die tägliche Heranreifung von 100 Millionen Spermien zu verhindern, wohingegen bei der Frau ein einziger Eisprung pro Monat zu verhindern ist,“ erklärt DDr. Christian Fiala, Leiter der Gynmed-Ambulanz und Gründer des Museums für Verhütung und Schwangerschaftsabbruch in Wien. Dies und die gleichzeitige Aufrechterhaltung der Östrogenproduktion gelingen mit der Pille. Männer fühlen sich da oft ohnmächtig und ausgeliefert, haben sie doch keinerlei Einfluss auf die Fortpflanzung.

Die Sterilisation

Was manchen Frauen nach Abschluss der Familienplanung ganz recht wäre, löst bei Männern schon größere Bedenken aus: die Sterilisation. Bei der Frau werden die Eileiter in einer aufwendigen Operation durchtrennt oder verschlossen, beim Mann werden die Samenstränge durchtrennt. Obwohl dieser Eingriff – die Vasektomie – wesentlich ungefährlicher ist als die Sterilisation der Frau, zögern Männer mit der Entscheidung. Das kann mitunter daran liegen, dass eine Frau ohnehin nach der Menopause nicht mehr schwanger wird und ein Mann bis ins hohe Alter – also auch in eventuellen späteren Beziehungen – zeugungsfähig bleibt.

Gut zu wissen

Die Stillzeit ist kein Garant, nicht schwanger werden zu können und die Menopause ist anfangs noch keine unfruchtbare Zeit. Eine eventuelle Refertilisation (das Rückgängigmachen der Sterilisation) ist bei Frauen äußerst kompliziert und risikobehaftet mit geringer Erfolgsaussicht. Beim Mann ist der Eingriff zur Wiedererlangung der Fruchtbarkeit mit einer 95-prozentigen Erfolgschance verbunden.

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