Vom Wohnauto zum „Glamping“

Text: Karin Schobesberger

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Die Auswahl an Urlaubsunterkünften ist groß: All-Inclusive-Club, Wellnesshotel, Frühstückspension, Selbstversorger-Appartement – oder vielleicht doch Camping? Flexibel, naturnah und individuell kann er sein, der Campingurlaub. Aber kann diese Art zu reisen auch Luxus und Annehmlichkeiten ähnlich wie ein Hotel bieten? Vielleicht sogar die perfekte Mischung? Wir begeben uns auf eine Camping-Zeitreise! 

Die Sehnsucht nach dem Bereisen der Welt ist wohl so alt wie die Menschheit selbst. Dies aus den unterschiedlichsten Gründen unabhängig von festen Unterkünften zu tun, ebenso. Bereits die Römer besaßen von Ochsen gezogene, mit Zeltplanen bedeckte Wagen, Napoleon nutzte einen Reisewagen, der ihm als Schlaf- und Arbeitsraum sowie Bibliothek diente und aus dem er auch seine Schlachten befehligen konnte. 

Das „Wohnauto“

Die neuere Geschichte des Campens beginnt im Jahr 1931 mit einem Peitschen- und Skistock-Fabrikanten aus dem Allgäu namens Arist Dethleffs. Der baute für seine Verlobte, eine Künstlerin, die ihn auf seinen Geschäftsreisen begleiten und die Malerei dabei nicht aufgeben wollte, einen bewohnbaren Automobil-Anhänger – das sogenannte „Wohnauto“. Der Wohnwagen, wie wir ihn kennen, war geboren! Die Familie Dethleffs fuhr mit dem ersten Modell „Tourist“ selbst mehr als 70.000 Kilometer in sechs Jahren und verbrachte etwa 900 Nächte darin. Ein unvergleichlicher Siegeszug des Individualtourismus war eingeläutet.

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Hippie-Bus und Wohnmobil

In den 60er-Jahren wurde mit dem VW „Bulli“ T1 ein Fahrzeug gebaut, das das individuelle, unabhängige Reisen bis heute beeinflusst. Der Bulli wurde als Basis für allerlei kreative mobile Wohnideen genutzt, ob mit oder ohne Anhänger. Bis heute hat dieser Fahrzeugklassiker seine Fans und Liebhaber und noch immer sieht man den einen oder anderen „Hippie-Bus“ auf den Straßen.

Anfang der 70er-Jahre kam es zu einer weiteren revolutionären Entwicklung: das Zugfahrzeug und der Wohnwagen wurden zu einer Einheit, das Wohnmobil entstand. Erwin Hymer begann 1971 mit der ersten Serienfertigung dieser neuen Reisemobile, andere namhafte Firmen zogen nach.

Tausend Stangen – das Hauszelt 

„Wenn Anfang der Achtzigerjahre unsere Großfamilie zum Campingurlaub aufbrach, wurde im Grunde genommen der gesamte Hausstand für zwei Wochen an die obere Adria verlegt und dementsprechend umfangreich waren die Planungen und Vorbereitungen“, erzählt uns die begeisterte Camperin Regina H. (52). „Von einem Wohnwagen oder Wohnmobil konnten wir nur träumen – wir urlaubten im Hauszelt.“

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Stundenlanger Zeltaufbau mit gefühlt tausend Stangen, die richtig ineinandergesteckt werden mussten. Geschlafen wurde auf Luftmatratzen, gekocht und beleuchtet mit Gas. Vor den wenigen sanitären Anlagen auf den Campingplätzen bildeten sich zu Stoßzeiten lange Schlangen. Wenn allerdings abends die ganze Familie unter den Pinien beim billigen Rotwein im Licht der Gaslampe beisammensaß, war die große Freiheit spürbar. „Um nichts in der Welt hätte ich unser Zelt gegen ein Hotelzimmer getauscht“, schwelgt Regina in Erinnerungen. 

Luxuscamping mit allem Pipapo

Heute schätzt Regina Camping immer noch, aber mit deutlich mehr Komfort. Sie will weder ein Zelt aufbauen, noch sich mit einem sperrigen Wohnmobil über die Straßen wälzen. Das spezielle Flair eines Campingplatzes möchte sie dennoch nicht missen. Die Lösung ist „Glamping“, eine Wortschöpfung aus „Glamour“ und „Camping“ und ein wahrer Trend im Individualtourismus. Sogenannte Mobile-Homes, die fix auf Campingplätzen aufgestellt sind, bieten Komfort wie ein Hotelzimmer und doch Flexibilität wie beim Camping. Mittlerweile werden neben den Mobile-Homes auch äußerst originelle Unterkünfte angeboten: man kann in Baumhäusern, Holzfässern, Woodlodges oder Safarizelten residieren – oft kombinierbar mit durchaus bemerkenswerten Wellnessangeboten. In Weyregg am Attersee kann man in sogenannten „Bubble-Tents“ den Sternenhimmel auf ganz besondere Art hautnah genießen.

BubbleTent Weyregg am Attersee
© Aydogan Gök

Camper – flexibel und individuell 

Wer „Glamping“-Komfort mit örtlicher Unabhängigkeit verbinden möchte, ist mit einem Campingmobil gut bedient. Hierbei wird ein Fahrzeug ganz nach Nutzungswunsch individuell umgebaut. Das junge Peuerbacher Unternehmen Xylo Vans hat sich genau darauf spezialisiert. Man bietet flexible und bedarfsgerechte Umbauten für jedes Budget, von minimalistisch bis luxuriös, der bevorzugte Werkstoff dabei ist Holz.  „Bei einem Camper braucht man nichts auf- und abbauen, sondern einfach in die Natur fahren, genießen und danach die Heckklappe wieder zumachen und weiterziehen“, so Xylo-Vans-Inhaber Markus Schneeberger. Vor allem sport-, wanderaffine und naturverbundene Menschen und zunehmend auch WintercamperInnen nutzen diese individuelle Art des Campens.


Tipps: 

Der Österreichische Camping Club (ÖCC) ist Österreichs größte Camper-Interessensvertretung und bietet Mitgliedern viele Vorteile und Informationen zum Thema. 

Infos unter: www.campingclub.at

Glampingunterkünfte in Österreich, Deutschland, Italien, Frankreich und Kroatien sind unter www.glamping.info zusammengefasst

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