Beziehungsreise: Streckenweise Liebe

Text: Inge Himmelfreundpointner

Glückliches Paar

FOTO: 123RF TEXT: Inge Himmelfreundpointner

Unzufriedenheit, eine destruktive Streitkultur, Affären und Eifersucht, sexuelle Probleme, unerfüllte Bedürfnisse, nicht enden wollender Streit sowie mangelnde Wertschätzung und Verbundenheit führen oft zu Beziehungsproblemen. Dabei wollen wir doch nur lieben und geliebt werden! Warum Paare scheitern und wie Liebe bewahrt werden kann, hat WIR IM BILD mit Psychologin Mag. Andrea Froschauer-Rumpl besprochen.

Perfekte Beziehungen, wie sie uns die Medien vorgaukeln – mit wunderschönen, bezaubernd lächelnden Frauen, die Karriere, Haushalt und Kinder quasi mit links „schupfen“ und abends unwiderstehlich verführerisch den Allerliebsten verwöhnen – gibt es nicht. Das sind unerfüllbare Erwartungen: beziehungsfeindlich, Türöffner für Egoismus und Selbstdarstellung. Froschauer-Rumpl beantwortet die grundlegendsten Beziehungsfragen.

Frau Froschauer-Rumpl, gibt es die eine gute Beziehung überhaupt?

Nein! Nach Christine Haiden sind wir alle „Sonder-Paare“. Paare entwickeln sich und bleiben nicht so, wie sie sich kennengelernt haben. Beziehungen sind individuell, passen in keine Schablonen. Mit Lebendigkeit, Verbundenheit und Vertrautheit kann sehr viel gelingen. Es ist egal, ob ein Paar viel streitet oder wenig, solange die Streitkultur passt. Vielmehr geht es darum, ob die Wünsche eines jeden Partners auch im Zusammenleben Platz haben. 

Was braucht es für eine gelingende Beziehung?

Verlässlichkeit, Ausdauer und natürlich Liebe! Und die braucht ein großes Herz und viel Verzeihen. Dem Zusammenleben einen guten Raum geben – nicht nur, wenn eine Krise ansteht – ist für mich der Grundstein für eine langwährende, tragfähige und erfüllende Beziehung. Es gilt, einen positiven Blick aufeinander zu bewahren, respektvoll und fair miteinander umzugehen und ein ausgeglichenes „Beziehungskonto“ zu führen, wie die Ehe- und Familienberater Paula und Martin Wintereder es nennen, das von beiden immer wieder befüllt wird.

Klingt einfach, ist es aber nicht! Anfangs klappt alles wunderbar, man ist verliebt und begeistert voneinander, alles ist neu, prickelnd, es gibt immer wieder etwas zu entdecken, man erahnt zwar mitunter die kleinen Marotten des Partners, tut sie als liebenswert ab. Aber mit der Zeit bröckelt die Fassade, verbleicht der Glanz, die jeweiligen Charaktereigenschaften werden sichtbarer. Damit gut umzugehen, ist in der Rushhour des Lebens doch nicht so einfach. Liebe ist halt kein Zustand, sondern ein Weg mit Höhen, Tiefen und vielen Fragen.

Wie ist das mit der Beziehungsfähigkeit?

Beziehungsfähigkeit heißt, Beziehungen gestalten zu können: in der Familie, im Beruf, mit Freunden und in der Paarbeziehung. Sie wird bereits in Kindern grundgelegt, etwa wenn – idealerweise – in der Schule durch einen bewusst respektvollen Umgang von Mädchen und Buben „Konfliktfähigkeit trainiert“ wird.   

In der Verliebtheit sehen wir nur die hellen Seiten des Partners, aber jeder hat auch eine dunkle. Mit ungeliebten Charaktereigenschaften des Partners beginnen oft die Konflikte.Zu verstehen, dass der Charakter unveränderlich ist, aber die Verhaltensweisen sich ändern lassen, hilft. Dafür braucht es Geduld. 

Aushalten oder trennen?

Einen Ausstieg halte ich bei körperlicher oder seelischer Gewalt und wenn man so einzementiert ist in der negativen Sichtweise, dass nichts mehr weitergeht, für sinnvoll. Manchmal ist eine Trennung auch ein „Werde-Schmerz“ – also ein Geburtsschmerz, wo Neues entsteht. Eine Beziehung soll nähren, nicht zehren!  

Es spricht nichts gegen einen zweiten Versuch. Aber wenn die Leichen der ersten Vorstellung noch auf der Bühne liegen, fällt man ständig drüber. Das Austauschen der Figuren reicht nicht, wenn man am eigenen Verhalten nichts ändert. Eine solche Nachfolgebeziehung wird oft wieder genau am selben Punkt scheitern. 

Es war einmal schön … 

Die Beziehung nach der Beziehung ist total essenziell. Wut und Hass darf man zulassen, die Verletzungen würdigen, aber in der Folge sollte man darauf schauen, was einmal gut war. Und dem Ex-Partner verzeihen ist vor allem für den eigenen Seelenfrieden wichtig und eine gute Ausgangslage für eine neue Partnerschaft.

Welche Rolle spielt Sexualität?

Eine erfüllende Erotik macht glücklich, gesund und – ja – hält auch fit. Sexuelle Anziehung braucht Spannung, Neugier, Neues ⇒ eine große Herausforderung in langjährigen Beziehungen, das Feuer nicht erlöschen zu lassen sowie Zärtlichkeit und Lust Raum zu geben. ν

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