Gesund am Arbeitsplatz
Besser vorbeugen als heilen

Text: Inge Himmelfreundpointner

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Die Zeiten ändern sich radikal, das ist auch am Arbeitsmarkt spürbar. Noch nie war es so schwer, qualifiziertes Personal zu bekommen. Ein attraktives Gehalt alleine reicht heute nicht mehr, um befähigte Fachkräfte zu bekommen und nicht als Arbeitgeber auf der Warteliste der Bewerber zu landen. 

Arbeitsgesundheit und -zufriedenheit haben dem rein monetären Entgelt schon längst den Rang abgelaufen. Hier finden Sie eine Auswahl an gesundheitsfördernden Maßnahmen. 

Wir verbringen durchschnittlich ein Drittel unserer Erwerbslebenszeit am Arbeitsplatz, das ist nach dem Schlafen die zweithäufigste Beschäftigung und mehr Zeit, als wir üblicherweise mit Partner, Familie oder mit Freunden verbringen. Daher ist es umso wichtiger, in einem gesunden Arbeitsumfeld zu leben. Denn nicht zuletzt gilt: „Geht’s dem Mitarbeiter/der Mitarbeiterin – oder anders gesagt, dem Leistungserbringer – gut, geht’s dem Unternehmen gut!“ Das ist definitiv keine leere Worthülse. Wem es in der Arbeit schlecht geht, der kann gar keine guten Leistungen erbringen. Also lohnt sich die Investition in Maßnahmen zur Arbeitsgesundheit vielfach. Gesunde, motivierte Mitarbeiter verursachen weniger Krankenstandstage und tragen ihr Bestes zum Unternehmenserfolg bei. Das betrifft natürlich nicht nur ArbeitnehmerInnen, sondern gleichermaßen die UnternehmerInnen selbst. Auch sie sollten sich gesunde Arbeitsbedingungen gönnen. Das wird sogar von der SVS (Sozialversicherung der Selbständigen) belohnt. 

Ob für ArbeitnehmerInnen oder Selbständige, es gibt eine Fülle von Angeboten zur Gesundheitsvorsorge, sowohl von den jeweiligen gesetzlichen Versicherungsträgern als auch von den privaten Krankenversicherungen. 

Selbständige

Nach dem „Vorbeugen-ist-besser-als-heilen-Prinzip“ betreuen Hausärzte ihre PatientInnen nicht nur im Krankheitsfall, sondern unterstützen sie auch beim Erhalt ihrer Gesundheit. PatientInnen wiederum, die aktiv zur Erhaltung ihrer Gesundheit beitragen und alle Ziele des Programms erfüllen, zahlen auf Antrag nur den halben Selbstbehalt – also zehn statt 20 Prozent – für medizinische Leistungen. Mit dem Fokus auf Blutdruck, Gewicht, Bewegung, Tabak- und Alkoholkonsum werden Gewerbetreibende, Landwirte und Neue Selbstständige dabei unterstützt, möglichst lange gesund und beschwerdefrei zu leben. 

Darüber hinaus bietet die SVS jährlich eine Gesundheitswoche („Mental Fit & Gesund“) an, in der Vorträge und Übungen rund um Bewegung, Ernährung und seelisches Wohlbefinden angeboten werden. Damit soll körperlichen Belastungen genauso wie psychischen (etwa durch Burnout-Prävention) vorgebeugt werden. 

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Arbeitnehmer:Innen

Je nach körperlichen oder psychischen Belastungsfaktoren leiden ArbeitnehmerInnen häufig unter Rückenschmerzen, Atemwegserkrankungen, Hörschäden durch Arbeitslärm, schmerzenden Augen, den Folgen einer ungesunden Ernährung oder auch fehlender Resilienz (psychischer Widerstandsfähigkeit). Die Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF) ist eine moderne Unternehmensstrategie zur Vorbeugung von Krankheiten, Stärkung der Gesundheit und zur Verbesserung und zum Erhalt des Wohlbefindens von Menschen am Arbeitsplatz. Die BGF betrifft die Verhältnisse im Betrieb genauso wie das individuelle Verhalten und den persönlichen Lebensstil der MitarbeiterInnen. 

ArbeitgeberInnen und ArbeitnehmerInnen erarbeiten gemeinsam individuell abgestimmte Projekte, die die ArbeitnehmerInnen zum Erhalt der Gesundheit nutzen sollten. Je nach Bedarf und Verfügbarkeit können den MitarbeiternInnen zur Verfügung gestellt werden: eine Betriebsküche, Obsttheke, Fahrräder, ein betriebseigener Fitnessraum oder Sportkursabonnements in Fachstudios, Yogakurse, individuell angepasster Gehörschutz, Computerbrille, ergonomische Bürostühle, Raucherentwöhnungskurse oder etwa Schutzbekleidung, die über die gesetzlich vorgeschriebene hinausgeht.

Nutzen und Vorteile

Von BGF profitieren sowohl Beschäftigte als auch Unternehmen und die Gesellschaft. Im Mittelpunkt steht die Verbesserung der Gesundheit und Lebensqualität der MitarbeiterInnen sowie deren Arbeitsbedingungen. Betriebe profitieren dabei nicht durch kurzfristige finanzielle Ergebnisse, sondern vor allem durch das mittel- bis langfristig effizienzfördernde Potenzial der Maßnahmen.

Benefits für Beschäftigte: 

weniger gesundheitliche Risikofaktoren, besseres Wohlbefinden, höhere persönliche Gesundheitskompetenz, Arbeitszufriedenheit, Lebensqualität und Selbstwertgefühl sowie bessere Beziehungen mit Kollegen. 

Benefits für Unternehmen:  

Identifikation der Beschäftigten mit dem Betrieb, höhere Arbeitszufriedenheit und Motivation, besseres Betriebsklima, weniger Krankenstände und andere Fehlzeiten, weniger Fluktuation, Effizienzsteigerung und damit höhere Konkurrenzfähigkeit und Marktchancen sowie besseres Unternehmensimage.

Tipp: BGF ist Chefsache! Sie funktioniert nur, wenn sie Teil der Unternehmensstruktur wird und von der Führungsebene gelebt wird (Top-down-Methode). Gleichzeitig braucht es die Bereitschaft der MitarbeiterInnen zur Umgestaltung bestehender Strukturen und Organisationsabläufe. Das Thema sollte konsequent verfolgt und in betriebliche Strukturen integriert werden, um eine nachhaltige Verbesserung zu erreichen. 

Darüber hinaus zeigt ein Unternehmen mit dem BGF-Projekt, dass gesundheitliche Arbeitsbedingungen und die Gesundheit des Personals einen hohen Stellenwert haben, was wiederum für Bewerber eine Rolle spielt. Das ÖNBGF (Netzwerk für Betriebliche Gesundheitsförderung) zeichnet Betriebe aus, die die erforderlichen Qualitätskriterien erfüllen. Weitere Informationen erhältlich unter: www.netzwerk-bgf.at. 

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