Mythos: Blaulicht ist schlecht für einen erholsamen Schlaf

Schlafende Frau

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Theresa Schnorbach ist Psychologin und Schlafwissenschaftlerin, leitet die „Sleep Consultancy by Emma“ und forscht in diesem Zusammenhang für das Unternehmen Emma – The Sleep Company rund um das Thema Schlaf.

Jein! Blaulicht wird immer wieder lautstark als schlafhemmend verteufelt, weshalb viele Geräte inzwischen mit einem Blaulichtfilter ausgestattet sind. Die Beweislage ist hier aber gar nicht so eindeutig, wie oft behauptet wird.

Ja, es stimmt, helles Licht am Abend kann uns aufwecken und die Melatoninausschüttung hemmen. Bislang konnte wissenschaftlich aber nicht eindeutig belegt werden, ob Blaulicht von Smartphones oder anderen elektronischen Geräten einen signifikanten Einfluss auf den Schlaf hat. Tatsächlich ist Blaulicht (und helles Licht allgemein) am Morgen sogar gut für den Schlaf in der Nacht. Erste Studien haben einen positiven Zusammenhang zwischen der Blaulichtexposition am Morgen und verstärktem Tiefschlaf in der Folgenacht entdeckt. Allerdings stellen elektronische Geräte wie TV und Smartphone aus einem anderen, weitaus stärkeren Grund einen Risikofaktor für den gesunden Schlaf dar. Denn hier spielen Zeit, Spannung und (emotionale) Aufregung eine viel entscheidendere Rolle als das Blaulicht selbst.

Stressfaktor Handy

Viele von uns tauschen sich abends vor dem Schlafengehen gerne über Neuigkeiten aus, wir scrollen in sozialen Medien durch nicht enden wollende Fotos und Videos, wir stehen für Freunde, Familie und oft auch Kollegen auf Abruf bereit, sind in Gedanken bereits mitten im nächsten Tag, ohne den heutigen überhaupt erst beendet zu haben. All das hat eine extrem anregende und süchtig machende Wirkung auf uns und kann uns abends stark aufwecken oder sogar Stressreaktionen auslösen. Dabei sollten wir uns doch am Abend entspannen und nicht auf Hochtouren laufen. Und seien wir ehrlich: Liegt das Handy erst einmal in der Hand und wurde die neue Netflix-Serie gestartet, fällt es uns schwer, davon loszulassen. Wir verlieren viel wertvolle Zeit vor dem Bildschirm, die wir schon längst im Bett hätten verbringen können.

Alles mit Maß und Ziel

Das bedeutet natürlich nicht, dass es verboten ist, abends das Smartphone zu nutzen oder fernzusehen. Stattdessen ist es wichtig, eine bewusste Entscheidung darüber zu treffen, was man weiterhin nutzen möchte, und die Bildschirmzeit für jene Apps einzuschränken, die lediglich süchtig machen und erregend sind. Musik oder Hörbücher hören, mit Freunden chatten oder der Familie telefonieren, ist mehr als in Ordnung. Achten Sie nur darauf, dass Sie in der ersten Tageshälfte möglichst viel und helles Licht tanken, während Sie die Lichtintensität in der zweiten Tageshälfte senken. Ein klarer Kontrast hilft dem Körper zu signalisieren, dass die Nacht bevorsteht! (Emma – The Sleep Company)

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