Mythos: Jeder Mensch braucht 8 Stunden Schlaf

Schlafende Frau

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Theresa Schnorbach ist Psychologin und Schlafwissenschaftlerin, leitet die „Sleep Consultancy by Emma“ und forscht in diesem Zusammenhang für das Unternehmen Emma – The Sleep Company rund um das Thema Schlaf. 

Nein, nicht jeder Mensch muss exakt 8 Stunden schlafen, um gesund und glücklich zu sein. Das liegt daran, dass unser Schlafbedürfnis von verschiedenen Faktoren beeinflusst wird, ein wichtiger ist unser Alter. Beispielsweise haben Neugeborene ein sehr großes Schlafbedürfnis (auch wenn es jungen Eltern nachts oft nichts so vorkommt).

In den ersten Monaten kann dieses Schlafbedürfnis leicht 16 bis 18 Stunden betragen. Auch zu Kindergarten- und Schulzeiten schlafen wir deutlich mehr als im Erwachsenenalter. Das liegt daran, dass sich in dieser Zeit noch viele Entwicklungsprozesse abspielen. Um es uns etwas leichter zu machen, werden regelmäßig Studien durchgeführt, die Empfehlungen zur optimalen Schlafdauer herausgeben. Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt demnach, dass Kleinkinder ca. 10 bis 13h Schlaf bekommen, Schulkinder 9 bis 11h, Teenager 8 bis 10h und Erwachsene ca. 7 bis 9h. Natürlich gibt es hier aber individuelle Unterschiede.

Lebensstil und körperliche Aktivität

Einen weiteren wichtigen Einfluss auf die benötigte Schlafdauer hat zum Beispiel unser Lebensstil, insbesondere unser Maß an körperlicher Aktivität. Leistungssportler brauchen oft rund 9 bis 10 Stunden Schlaf, um sich richtig zu regenerieren. Neben dem Sport haben auch andere körperliche Belastungen und Stress einen Einfluss darauf, wie viel Schlaf wir tatsächlich benötigen. Wenn wir zum Beispiel krank sind, schlafen wir länger, um Viren oder Bakterien zu bekämpfen und das Immunsystem zu stärken. Außerdem dürfen wir nicht vergessen, dass auch unsere Gene eine Rolle spielen und unser natürliches Schlafbedürfnis schlichtweg von Mensch zu Mensch verschieden ist. Tatsächlich ist aber der Anteil an Menschen, die weniger als 7 Stunden Schlaf brauchen, extrem gering.

Gewöhnungseffekt Schlafdefizit

Zudem sollten uns dabei zwei Dinge bewusst sein: Erstens, um von den Funktionen und Vorteilen des Schlafs, den physiologischen und psychologischen Prozessen in der Nacht optimal profitieren zu können, müssen wir unserem Körper eben auch die Zeit dafür geben – was bei 7 bis 9h Schlaf leichter erreicht wird als bei 5h. Und zweitens, haben Studien gezeigt, dass wir uns an ein gewisses Schlafdefizit gewöhnen und selbst nur sehr schlecht einschätzen können, ob wir wirklich ausgeschlafen sind oder nicht.

Ein kleiner Tipp: Wenn Sie morgens ohne Wecker länger schlafen würden oder Sie sich tagsüber öfter müde fühlen, bekommen Sie höchstwahrscheinlich noch nicht ausreichend Schlaf! Dann sollten Sie versuchen, Ihre Bettzeit zu verlängern und Ihren Schlaf zu priorisieren. (Emma – The Sleep Company)

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