Seit August 2023 konnte man in San Francisco tatsächlich in ein selbstfahrendes Auto steigen. Die Robotaxis der Unternehmen Cruise und Waymo hatten die Erlaubnis bekommen, Passagiere in Autos ohne Fahrer zu befördern. Warum ihnen diese wieder entzogen wurde und ob die Robotaxis auch nach Europa kommen, haben wir recherchiert.
Diesen Sommer hatten das General Motors-Tochterunternehmen Cruise und die Google-Schwesterfirma Waymo die Erlaubnis bekommen, in der Stadt San Francisco Taxifahrten in selbstfahrenden Autos anzubieten. Ein Meilenstein in der Geschichte des autonomen Fahrens.
Die zahlenden Gäste konnten rund um die Uhr und in allen Stadtgebieten befördert werden – sogar ohne Sicherheitsfahrer. Das heißt: Ohne eine Person am Steuer, die zwar nicht selbst fährt, aber im Notfall eingreifen könnte.
Unfälle und Kuriositäten
In den vergangenen Monaten konnten sich die fahrerlosen Taxis in San Francisco nun beweisen. Bereits Mitte August wurde die Flotte der Robotaxis – 100 tagsüber und 300 nachts – halbiert, nachdem ein Fahrzeug der Firma Cruise an einer Kreuzung mit einem Feuerwehrauto zusammengestoßen war. Dabei wurde auch der Fahrgast verletzt.
Das Unternehmen Cruise betonte die Komplexität der Situation: Das Feuerwehrauto war bei Rot über die Ampel gefahren und es gab eine beschränkte Sicht auf die Kreuzung durch die Gebäude. Die Feuerwehr- und Polizeigewerkschaft beklagte jedoch, dass die selbstfahrenden Autos bereits des Öfteren Rettungseinsätze behindert hätten.
Ebenfalls noch im August trug sich kurioses zu, als ein Robotaxi im frischen Zement stecken blieb. Das Auto hatte die Baustellenabsperrung nicht erkannt.
Ein weiterer Unfall
Der Grund, warum die Robotaxis nun vorerst gänzlich von der Straße genommen werden, ist ein weiterer, komplexer Unfall. Eine Fußgängerin, die bei Rot über die Ampel gegangen war, wurde von einem menschlichen Fahrer erfasst und vor das Robotaxi geschleudert. Laut der Firma Cruise habe das Fahrzeug sofort gebremst, aber den Aufprall nicht mehr verhindern können, während der Lenker des eigentlichen Unfalls Fahrerflucht beging. Das Unfallopfer musste später von der Feuerwehr mit Spezialwerkzeug befreit werden.
Dieser schwere Unfall war nun einer zu viel: Bei Redaktionsschluss hatte die Behörde die Genehmigung auf unbestimmte Zeit zurückgenommen.
Robotaxis in München
Doch nicht nur in den USA werden Pläne für fahrerlose Autoservices geschmiedet. Die Autovermietungsfirma SIXT plant in Kooperation mit Intel und Mobileye sogenannte „Ride-Hailing-Dienste“. Ride-Hailing entspricht dem app-basierten Transport von Menschen im privaten Fahrzeug. Das bekannteste Beispiel davon hat auch schon in Europa Einzug erhalten: Uber.
Die Firma Mobileye hat mit dem Fahrzeug „Nio ES8“, ein in München designtes Elektroauto aus China, bereits die Zulassung durch den TÜV Süd erhalten. Noch 2023 wäre geplant, die Fahrzeuge mit einer Sicherheitsperson im Auto selbstfahrend durch die bayrische Hauptstadt zu bewegen. Laut einer Unternehmenssprecherin wird sich dieser Wunsch jedoch nicht erfüllen. Sicherheit habe bei diesem ambitionierten Projekt die höchste Priorität und daher werde sich der Start noch verzögern.
Umständlicher als gedacht
Neuesten Schlagzeilen zufolge haben die Robotaxis bisher keine menschlichen Ressourcen eingespart. Im Gegenteil: Die New York Times berichtet, dass auf eines von Cruises Robotaxis eineinhalb Angestellte kamen, die sich um die gemeldeten Probleme kümmern und aus der Ferne eingreifen. Laut anonymen Quellen entspricht das einem Eingreifen alle vier bis zehn Kilometer. Ein immenser Aufwand für den Betrieb der fahrerlosen Taxis.
Die Zukunft der Robotaxis
Ob und wann wieder Robotaxis auf San Franciscos Straßen unterwegs sein dürfen, ist ungewiss. Grundsätzlich gibt es auch in Österreich seit 2016 eine Verordnung zum automatisierten Fahren, die sich jedoch noch weit entfernt von der amerikanischen Realität der fahrerlosen Autos befindet. In Deutschland hingegen gibt es seit Mai 2021 ein Gesetz, das den selbstfahrenden Fahrzeugen grundsätzlich die Teilnahme am Straßenverkehr erlaubt. Auch die europäischen Firmen wollen nicht nachhinken: BMW hat einen eigenen BMW-Campus in München gegründet, in dem sich hochspezialisierte EntwicklerInnen mit der nötigen Software beschäftigen.
Trotz des aktuellen Rückschlags werden Robotaxis und selbstfahrende Autos uns auch in naher Zukunft noch weiter beschäftigen – nicht nur in den USA, sondern auch in Europa.