Valerie Pachner
Die Buhlschaft und der Tod

Anm. der Red.: Das Interview fand schon im Mai statt (Text: Inge Himmelfreundpointner)

© MathiasBothor 2022

Nach einer Schaffenspause, die einer sehr intensiven Phase mit internationalen Filmaufnahmen folgte, kehrt Valerie Pachner ins Rampenlicht zurück. Und zwar nicht nur als Buhlschaft, sondern zugleich als Tod im Jedermann. Wer sie kennt, weiß, dass man Außergewöhnliches erwarten darf.

I

m Jahr 1987 in Wels geboren und in Bad Schallerbach aufgewachsen, studierte Pachner nach einem freiwilligen sozialen Jahr in Honduras Internationale Entwicklung und Germanistik, um ab 2009 doch ihrer Leidenschaft folgend am Max Reinhards Seminar das Schauspielstudium zu absolvieren. 2013 wurde sie am Münchner Residenztheater als Ensemblemitglied engagiert, parallel dazu übernahm sie ab 2015 erste Kinorollen.


Kinofilme


Frau Pachner, was haben Sie gefühlt, als Sie diese Anfrage bekamen?

Ich habe mich gefreut, einfach sehr gefreut. Vor allem, weil klar war, dass ich auch den Tod spielen werde. Nicht nur „Love Interest“ (Objekt der Begierde),  sondern auch Antagonistin (Gegenspielerin) zu sein, finde ich sehr reizvoll. Und es ermöglicht mir, mich künstlerisch auszudrücken.

Buhlschaft ist als die kleinste Nebelrolle bekannt. Was reizt Sie an dieser Figur und was assoziieren Sie damit?

Örtlich reizt mich die Freiluftbühne, diese einzigartige Aufführungsgeschichte am Domplatz, so etwas kommt einem nicht oft unter. Mit der Buhlschaft assoziiere ich das offensichtlich ungleiche Geschlechterverhältnis. Die weibliche Hauptfigur erfüllt die Rolle der Liebschaft und alle wollen wissen, welches Kleid sie trägt, während die männliche Hauptfigur die ganze Geschichte trägt. Kulturgeschichtlich macht aber genau das den Reiz aus: Wer bin ich als Frau, die viel Aufmerksamkeit für ihren Körper, aber wenig Sätze bekommt – im Jahr 2023? Rein inhaltlich interessiert mich das allegorische Gewicht der Figur. Wofür steht sie – Eros, Lebendigkeit, Freude, das Gegenteil von Tod? Und was passiert mit der Liebe im Angesicht des Todes?

Die bisherigen „Buhlschaften“ waren zart, hysterisch, liebevoll, abweisend, prächtig, lustvoll, feinfühlig. Wie möchten Sie die Rolle anlegen?

Bei mir hat das sehr viel mit dem Partner zu tun, ich funktioniere sehr stark über mein Gegenüber. Michael Maertens kannte ich vorher nur von der Bühne, also nicht persönlich, darum bin ich selber schon sehr gespannt.

Wie schwierig ist es, zugleich den Tod zu spielen?

Wie schwer es wird, weiß ich noch nicht, die Zeiten zwischen den Rollenwechseln sind mitunter sehr knapp. Aber ich freue mich darauf.

Ab wann wussten Sie, dass Sie Schauspielerin werden wollen?

Das erste Mal habe ich mit 16 bei einem Schauspiel-Workshop in Graz gemerkt, dass mir das total taugt, das war irgendwie mein Kick-off. Ich war ja eher immer schüchtern, keine Rampensau (lacht), wollte sowieso etwas ganz anderes machen, hab mit Germanistik und Internationaler Entwicklung begonnen. Aber irgendwie hat mich dieses Gefühl, das ich in Graz hatte, nie losgelassen. Also habe ich immer wieder mal gecastet und mit 21 Jahren dann die Aufnahmeprüfung am Max Reinhard Seminar gemacht. Eigentlich wollte ich mir die Schauspielerei nur mal anschauen, aber nach einem Jahr wusste ich, dass das mein Weg ist.

Welche Rolle möchten Sie unbedingt einmal spielen? Was würden Sie ablehnen?

Es gibt gar keine Rolle, die ich unbedingt spielen möchte. Ich lehne vieles ab, meistens aus dem heraus, was ich gerade gemacht habe oder es gefällt mir nicht, wie und was die Figur erzählt. Das Gesamtpaket entscheidet.

Mit welchem Kollegen/welcher Kollegin oder RegisseurIn würden Sie gerne spielen?

Cate Blanchett. Mit meinem männlichen Wunsch-Kollegen Eddi Redmayne habe ich schon gespielt und als Regisseur würde ich mir Yorgos Lanthimos (The Favourite, Dogtooth) wünschen.

Müssen Sie sich nach Ihren internationalen Erfolgen und Auszeichnungen noch proaktiv um Rollen bewerben oder werden die nun angeboten?

Im deutschsprachigen Raum bekomme ich jetzt viele Rollen ohne Casting. Aber ich habe auch eine Agentur in Los Angeles, da caste ich natürlich. Ob proaktiv oder auf Anfrage, das kommt sehr auf die Agentur an, das proaktive Anpitchen (Bewerben) ist im englischsprachigen Raum viel üblicher als im deutschsprachigen.


Wordrap

Hobbies: Lesen, Schwimmen, Yoga

Was mögen Sie an OÖ? Die Hügel

Was an Berlin? Den Dreck

Warum Berlin? Es lebt sich hier recht aufwandslos, man kann so lässig herumlaufen, wie man will, keiner beurteilt das. Berlin ist für mich eine Art Basecamp, wo Leute leben, die mir wichtig sind. 

Größter Erfolg bisher?  

Die Prämiere von „A Hidden Life“ in Cannes. 

Film oder Bühne? Ich  komme ja von der Bühne, da wird immer eine Urverbindung bleiben. Der Film ist eine unverhoffte Liebschaft geworden, lässt sich teilweise besser mit dem Lebensentwurf vereinbaren. 

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