Wenn die Liebe in der Hochzeit ihre Krönung findet, dann ist mit Sicherheit vieles im österreichischen Brauchtum verankert und mit langer Tradition belegt. Lustig mit Freunden feiern, laut geweckt werden oder unter einem geschmückten Torbogen durchgehen, all das ist Tradition, die heute wie damals vielerorts noch gelebt wird. Vielleicht ein wenig abgeändert, aber bestimmt mit ganz viel Herzenswärme für das glückliche Paar.
Poltern [poitan]
Egal ob Mädel oder Bursch, gepoltert – feuchtfröhlicher Abschied aus dem Ledigen-Dasein – wird heute jede/r. War es früher dem männlichen Ge-
schlecht vorbehalten, lassen es auch die Damen mittlerweile ordentlich krachen. Im Gegensatz zu früher, als man durchs Dorf zog und den Bräutigam kräftig und intensiv hochleben ließ, dauert heute in den meisten Fällen das Poltern mindestens ein Wochenende lang. Die trendigste, aber auch teuerste Alternative für die Polterrunde ist eine Flugreise, welche schon aus diesem Grund das Poltern über mehr als zwei Tage dauern lässt.
Schwibbogen [schwöbogn]
Der Brauch ist in Nieder- und Oberösterreich weit verbreitet. Einige Wochen vor der Hochzeit stellen Nachbarn oder Freunde einen Bogen aus Grünzeug, geschmückt mit Girlanden, Spruch oder auch einem Bild, beim Haus des Bräutigams auf.
Das gemeinsame Aufbauen und Flechten dieser manchmal wirk-
lich sehr großen Tür- oder Torverzierungen ist schon ein lustiges Beisammensein. Meistens gibt es dafür dann eine Jause im Hause und manchmal auch ein Ständchen für das Brautpaar. Der Schwibbogen wird in der Regel eine Woche nach der Hochzeit wieder abgebaut.
Der zukünftigen Braut wird – eher selten – ein Brautbaum gesetzt, der ähnlich dem Maibaum mit weißen Bändern geschmückt wird.
Hochzeitsschießen [Aussischiassn]
Als wenn der Hochzeitstag es über-
haupt zuließe, weiß dieses Brauchtum die beiden Verliebten rechtzeitig zu wecken – das Hochzeitsschießen, das vor allem im Salzkammergut, der Steiermark und in Oberösterreich noch durchgeführt wird. Allerdings birgt es Tücken, denn polizeilich ist das nicht überall erlaubt. So sollten die Freunde dieses Brauches die gesetzliche Lage wirklich gut checken, bevor sie Böller und Feuerwerk in den frühen Morgenstunden abfeuern. Wichtigstes Detail am Rande: die richtige Adresse, denn die Teilnehmer sollten sich wirklich sicher sein, wo die Brautleute nächtigen, bei ihm oder bei ihr? Lustigste Variante neben einem Pferdestall: der Schweigemarsch aller Beteiligten mit Schildern wie „Bummm“, „Krach“, „Wummmmms“.
Fensterln [fensterln]
Wikipedia meint, dass das Fensterln eine inzwischen fast bedeutungslos gewordene Art der Brautwerbung ist, die historisch zumeist im süd-deutschen Raum (einschließlich des heutigen Österreichs) verbreitet war. Dabei machte der Mann des Nachts heimlich der Geliebten seine Aufwartung, indem er mit Hilfe einer Leiter zum betreffenden Fenster kletterte.
Wir meinen, dass Burschen diesen manchmal gefährlichen Weg beschritten, weil sie in der damaligen Zeit die gestrengen Eltern fürchteten.
Altes, Neues, Geborgtes und Blaues
Dieser bekannte Hochzeitbrauch geht auf einen alten englischen Reim zurück. Er besagt: „Something old, something new, something borrowed, something Blue, an a sixpence in your shoe“. Das Besorgen dieser Dinge ist meist sehr einfach und kann – genau in der Reihenfolge der Überschrift – ein Schmuckstück der Oma, das Brautkleid, Haarnadel der besten Freundin und das obligatorische blaue Strumpfband sein. Wunderschön lässt sich auch eine geerbte Brosche am Brautstrauß befestigen oder gar ein Anhänger mit einem Stück Stoff von Mamas Hochzeitkleid an der Halskette tragen.
Brautstrauß Stehlen oder Werfen
Liebevoll in den passenden Farben ausgesucht und gebunden, ist der Brautstrauß das am sichtbarsten Accessoire der Braut an ihrem schönsten Tag im Leben. Im Laufe der Hochzeitsfeier wird es für die blumige Pracht allerdings ein wenig stressig. Denn ab dem großen Festessen ist meist die Brautjungfrau dafür zuständig, dass eben dieser Blumenstrauß nicht gestohlen wird. Wenn das passiert, ist für den Dieb die nächste Runde an Getränken gesichert.
Der Brautstraußwurf ist für die Braut und alle Frauen auf der Hochzeit ein richtiges Highlight, worauf sich alle Unverheirateten schon freuen! Meist wird nach dem Essen die Runde dieser weiblichen Gäste auf die Tanzfläche gebeten. Bei cooler Musik und lautem Einzählen der Hochzeitsgäste stellt sich die Braut verkehrt zu der Frauengruppe und wirft unter lautem Gejohle den Brautstrauß hinter sich. Die glückliche Fängerin ist laut diesem Brauch dann die nächste, die unter die Haube kommt!