Das Jahr 2024 markiert einen Meilenstein in der Verkehrssicherheitsgeschichte Österreichs: Mit 349 Verkehrstoten wurde der zweitniedrigste Wert seit Beginn der Aufzeichnungen erreicht. Besonders im Bereich der Pkw-Unfälle zeigt sich ein positiver Trend – doch es gibt auch alarmierende Entwicklungen, wie der aktuelle Verkehrsunfallreport des ÖAMTC aufzeigt.
Weniger Verkehrstote, aber Gurtpflicht wird ignoriert
Die meisten Opfer gab es weiterhin unter Pkw-InsassInnen – 147 Menschen kamen dabei ums Leben. Doch ein Detail lässt aufhorchen: Mehr als ein Drittel der tödlich Verunglückten war nicht angeschnallt.
„Das bedeutet, dass jede/r Dritte im Pkw tödlich verunglückte InsassIn keinen Sicherheitsgurt verwendet hat. Viele dieser Menschen könnten heute noch leben“, betont ÖAMTC-Verkehrsexperte David Nosé. Die Zahlen sind besorgniserregend: Während die Zahl der Verkehrstoten im Pkw seit dem Jahr 2000 um rund drei Viertel gesenkt wurde, stieg der Anteil der Nichtangeschnallten unter den Opfern im Jahr 2024 auf 36 Prozent.
Radfahren bleibt riskant
Auch bei den sogenannten ungeschützten Verkehrsteilnehmenden – FußgängerInnen, Rad- und E-Scooterfahrenden – gab es Rückgänge, allerdings nicht überall. Besonders bei den RadfahrerInnen zeigt sich ein gefährlicher Trend: Von den 32 tödlich verunglückten RadfahrerInnen waren 20 mit einem E-Bike unterwegs, die meisten davon ohne Helm.
„70 Prozent der verunglückten RadfahrerInnen trugen keinen Helm – das zeigt, wie wichtig es wäre, hier mehr Bewusstsein zu schaffen“, so Nosé. Auffällig ist auch das Durchschnittsalter der Opfer: Sowohl bei RadfahrerInnen (62 Jahre) als auch bei E-BikerInnen (66 Jahre) lag es deutlich über dem gesellschaftlichen Durchschnitt.
Ziele schwer erreichbar
Trotz der positiven Entwicklungen bleibt die „Vision Zero“, also ein Straßenverkehr ohne Todesopfer, in weiter Ferne. Die aktuelle Verkehrssicherheitsstrategie des BMK sieht vor, die Zahl der Verkehrstoten bis 2030 auf maximal 207 zu reduzieren. Doch auch dieses Ziel erscheint derzeit kaum realistisch.
„Um die Zahlen weiter zu senken, braucht es faktenbasierte Maßnahmen – ohne ideologische Scheuklappen“, erklärt Nosé. Dazu gehören präzise Unfallanalysen, technische Verbesserungen und eine bessere Infrastruktur.
Positive Entwicklung mit Schattenseiten
Die Verkehrsunfallbilanz 2024 zeigt: Österreichs Straßen werden sicherer. Doch bei zentralen Sicherheitsmaßnahmen wie dem Anlegen des Gurts und dem Tragen von Helmen gibt es weiterhin großen Nachholbedarf. Besonders im Bereich der E-Bikes muss mehr Aufklärungsarbeit geleistet werden, um Leben zu retten.