Ein Besuch auf dem Bio-Bauernhof von Mag. Elisabeth Lanzer und ihrem Mann Ulrich nahe Schwanenstadt lässt uns eintauchen in die faszinierende Welt der Honigbienen und gewährt interessante Einblicke in einen modernen Imkereibetrieb.
Elisabeth Lanzer hat viel zu erzählen, während Gatte Ulrich uns zum aktuellen Standplatz der Bienenvölker am Rande eines weitläufigen Rapsfeldes chauffiert. Beim anschließenden Honigschleudern und danach bei einem Kaffee in der gemütlichen Wohnküche erfahren wir, wieso die 42-Jährige glücklich darüber ist, ihre Karriere als Juristin bei der Bankenaufsicht in Wien gegen die Arbeit auf einem Bauernhof in Oberösterreich eingetauscht zu haben.
KINDHEITSTRAUM BÄUERIN
Aufgewachsen am elterlichen Hof in der Steiermark, wollte Elisabeth Lanzer als Kind unbedingt Bäuerin werden. „Viehhaltung, Ackerbau, Forstwirtschaft – wir hatten alles“, erinnert sich die dreifache Mutter an ihre Kindheit. Im pubertären Freundeskreis galt die Landwirtschaft dann allerdings als ausgesprochen „uncool“ und Elisabeth entschied sich für ein Jura-Studium. Mit ihrem aus Gallneukirchen stammenden Mann lebte und arbeitete sie 15 Jahre lang in Wien. Als die ersten beiden Kinder, heute 13 und 11 Jahre alt, geboren waren, war sich das Ehepaar einig, dass diese nicht in der Großstadt aufwachsen sollten. Die Lust aufs Landleben war wieder erwacht – und damit auch der Wunsch nach eigenem Grund und Boden.
HERAUSFORDERUNG „EIGENER HOF“
Die Jungfamilie tauschte die Wiener Stadtwohnung kurzerhand gegen ein „Sacherl“ im Grünen. „Es war schon eine Umstellung und Herausforderung“, räumt Elisabeth Lanzer ein. Zwei Hektar Ackerland und ein großer Obstgarten wollten genutzt und bearbeitet werden. Zuerst planten die Neo-Landwirte einen Vollerwerbsbetrieb mit Bio-Kräuteranbau, aber die notwendigen, hohen Investitionen wirkten abschreckend. Ulrich, der bereits Imkereierfahrung hatte, schlug vor, sich auf die Bienen zu fokussieren. „Das hat mich zuerst gar nicht recht interessiert“, lacht die heutige Fachfrau, „aber dann dachte ich, wenigstens hat hier einer von uns schon Kenntnisse und wir fangen nicht ganz bei Null an.“ Und weil die Juristin nichts dem Zufall überlassen wollte, eignete sie sich in Ausbildungen zur Imkereifacharbeiterin sowie zur Bestäubungsimkerin umfangreiches Wissen über die Tiere an, für die sie die Verantwortung übernommen hatte. Im Zuge ihrer Weiterbildungen konnte sie feststellen, dass die Imkerei in zunehmendem Maße weiblicher wird. „Die Frauen sind im Vormarsch und trauen sich das mittlerweile auch zu“, freut sich Lanzer.
WANDERN FÜR MEHR ERTRAG
Heute läuft der Betrieb wirtschaftlich und wird im Nebenerwerb als sogenannte „Wanderimkerei“ geführt, man wandert „von Tracht zu Tracht“, so der Fachausdruck dafür, dass die Bienenstöcke mehrmals im Jahr in neue Blühgebiete gebracht werden. Nicht nur in Oberösterreich, sondern auch in Elisabeth Lanzers ehemaliger Heimat, der Steiermark, hat das Imker- Ehepaar Bienenvölker stehen, die nicht nur zur Honigproduktion, sondern auch zur gezielten Bestäubung, von beispielsweise Obstplantagen, eingesetzt werden. Der richtige Zeitpunkt zur Honigernte wird per App ermittelt: ein ertragsstarker Bienenstock steht permanent auf einer Waage, die täglich ein Gewichtsupdate an das Imker-Smartphone sendet. Ist das gewünschte Gewicht des Stockes erreicht, sind die Waben voller Honig und es kann geschleudert werden!
AN MISSERFOLGEN GEMEINSAM WACHSEN
Auf die Frage, ob sie es je bereut hätte, die Juristenkarriere gegen das Leben auf dem Bauernhof eingetauscht zu haben, meint die engagierte Bienenbotschafterin „Nein, denn die Arbeit als Juristin sah ich nie als meine berufliche Endstation! Aber natürlich ist nicht immer alles nur schön und idyllisch. Es gibt auch Rückschläge und Misserfolge, wenn beispielsweise die Ernte hinter den Erwartungen zurückbleibt oder uns einfach am Ende der Saison die Luft ausgeht. Aber da mein Mann und ich zusammen arbeiten, können wir uns gegenseitig immer wieder auffangen und motivieren!“ Ein Problem und die Kehrseite des Landlebens sei allerdings die schlechte Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Für Nesthäkchen Madita (4) fehle es an einer passenden Nachmittagsbetreuung, der Kindergarten schließe mittlerweile schon mittags. Corona-Lockdowns und Homeschooling haben auch bei den Lanzers die Situation noch verschärft.
BIENEN UNTERSTÜTZEN – SO EINFACH GEHT´S
Was kann nun jede/r Einzelne tun, um den Bienen ihre Arbeit zu erleichtern? „Honig- sowie Wildbienen brauchen strukturreiche Landschaften – Gebüsche, Blumenwiesen, Haine, Böschungen, Bäche, möglichst naturbelassen“, fasst die Imkerin zusammen. Die Frage „Wo kann ich etwas erblühen lassen?“ sollte sich jede/r stellen, ob Garten-, Balkon- oder lediglich FensterbankbesitzerInnen. Und sie rät, den Honig beim Imker zu kaufen. Dort ist gewährleistet, dass er nicht aus verschiedenen Ländern zusammengemischt ist, sonderntatsächlich nur von heimischen Bienen stammt. Eine weitere Möglichkeit zum Engagement bietet eine sogenannte „Blühpatenschaft“
Das Bienenzentrum OÖ widmet sich in erster Linie den Themen Bienen, Biodiversität und Bildung. In Zusammenarbeit mit dem Maschinenring bietet das Bienenzentrum sogenannte „Blühpatenschaften“ an, die auch ein sinnvolles und originelles Geschenk darstellen! Info zur Patenschaft und zu weiteren Aktionen unter www.bienenzentrum.at
Weitere Informationen zum Betrieb von Familie Lanzer inklusive Online-Shop: www.luftland.at